Der Grundstein - wie alles vor 50 Jahren begann

„Die politische Idee der Völkerverständigung über trennende Grenzen hinweg, der schon früh gesetzte europäische Akzent, die friedliche Völkerwanderung: das sind Gedanken, die Gründerväter der Städtepartnerschaft Greven und Montargis bewogen haben mögen, für ihre Städte Neuland zu betreten.“

Dr. Robert Szigeti (1905 – 1990), Bürgermeister von Montargis 1954 bis 1979, und Aloys Wähning (1914 – 1995), Bürgermeister von Greven 1959 bis Ehrenbürger Stadt Greven, legten in ihrer Amtszeit 1968 den Grundstein – heute gibt Kontakte auf vielen Ebenen.

Dr. Robert Szigeti und Aloys Wähning

„Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges, der Aufbauphase, Regeneration, machten sich Konrad Adenauer und Charles de Gaulle auf staatlicher Ebene daran, die Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich beiseite zu schieben. Ihnen eiferten auf lokaler Ebene viele nach. Doch hätten in Greven noch viele Jahre ins Land ziehen können, wäre nicht der Verband der Heimkehrer gewesen, der über den Kreisverband Münster Kontakte nach Orleans unterhielt. 1966 war Georges Lalu Vorsitzender des Vereins ehemaliger Kriegsgefangener des Arrondissements von Montargis. Er unterhielt ab ’62 Beziehungen zu Kriegsgefangenen in Münster. Im Kreisverband der Heimkehrer waren auch zwei Grevener engagiert, Matthias Wendker und Aloys Wähning. Die noch unbewussten Weichen auf beiden Seiten waren gestellt, denn regelmäßig trafen sich die ehemaligen Kriegsgefangenen zu Pfingsten in Orléans gingen Erinnerungen nach, ließen auf ihre Art Trennendes weichen.

Schüleraustausch

 Anfang der 70er Jahre, genauer 1972 sind die Anfänge eines Schüleraustausches zu entdecken. Eine Gruppe aus Montargis sucht in Greven eine Sammelunterkunft, findet sie nicht, zieht nach Telgte und besucht immer wieder Greven. Zunächst Madame Devau, Lehrer Sibi, äußern Interesse an einer Schulpartnerschaft. Die Anne-Frank-wird Vorreiterin, Frigga Lamm die Frau für den Austausch. Die Schüler sollen neben den Städten und ihrer Umgebung auch die typisch deutsche, die typisch französische Familie kennenlernen, die jeweiligen Schulsysteme mit ihren Eigenheiten und natürlich auch die Sprache des Gastlandes erfahren. 1976 zieht auch die Marien-Hauptschule nach Montargis, das Gymnasium startet 1981 zum ersten Austausch, ebenso die Justin-Kleinwächter-Realschule. Studenten und Berufsanfänger werden in den späteren Jahren ausgetauscht, Au-Pairs vermittelt, Praktikanten ebenso.

Viele Kontakte

Die Schüler machen den Anfang, viele Vereine und Organisationen folgen nach. Der Martinus-Chor und das Ensemble Vocal de Montargis sowie das Orchestre de la Societe Mozart verbinden sich, geben gemeinsame Konzerte. Die Kolpingfamilie ist von Beginn an dabei, ihr Vereinshaus wird oft erste Anlaufstation für die Franzosen. Der Fanfarenzug spielt 1973 erstmals bei der Cavalcade, dem karnevalähnlichen Treiben Montargis‘ Apropos Karneval, hier gibt es seit Beginn der 70er Jahre gemeinsames „jeckes“ Treiben von KG Emspünte und Comite des Fétes. Stadtprinz, Elferrat und Prinzengarde, die Königin der Cavalcade mit den Ehrendamen, gegenseitige Besuche zu den Traditionsfesten sind Pflicht und Freude. Auch zum Comite de Jumelage, dem Partnerschaftskomitee, das die „Wiener Nacht“ im November veranstaltet, unterhält die Emspünte gute Kontakte.

Partner geworden

1969 fliegen erste Motorflugzeuge der Luftfahrtvereinigung nach Montargis 1974 landet der erste Segler 1976 feiern die Wehren von hier und dort den 100 Geburtstag der Grevener Feuerwehr, Blutspender tauschen sich aus, Tauben nehmen Kurs auf die französische Stadt, ein Vergleichsschwimmen des TVE ist Startzeichen für den Sport. Die Angler nehmen an einem Wettbewerb teil, die Judokas messen sich. Kirchen kontaktieren. Zur Eröffnung des evangelischen Gemeindezentrums ,,Centre Renée de France“ reisen Grevens Protestanten an. Bis 1977 stockt der Kontakt, dann der Aufschwung:“ Wir haben uns diesem Jahr gefunden, wir sind Partner geworden“, meint Pfarrer Klie.

Straßennamen

Ein deutsch-französisches Wochenende 1976 ist ein weiterer Höhepunkt der inzwischen vielschichtigen Städtefreundschaft. Musik, Theater, Modenschau, Miss France 1975 und ’76: Greven / Montargis feiert. Und endlich, nachdem 1972 bereits eine Straße Montargis‘ den Namen der Emsstadt trägt, heißt es seit 1976 in Greven auch Montargisstraße. In den Grevener Zeitungen tauchen immer häufiger Notizen aus der „Nachbargemeinde“ auf, Personalien, Wahlen, Wirbelsturm, Ernteeinbuße, Schule, Feste, Demos: Alles interessiert.

Die Komitees

Intensive Arbeit leisten von Beginn an die Partnerschaftskomitees in Greven und Montargis, die zunächst von Robert Figeat, später C.F. Dubosc und heute von Michel Dury auf französischer Seite geführt werden. In Greven waren die Bürgermeister, zunächst Aloys Wähning, dann Josef Helmig und heute Hubert Binder federführend, ihnen zur Seite ein vielköpfiges Partnerschaftskomitee, aus Vertretern der Ratsfraktionen, der Vereine, Verbände, Schulen, die der Partnerschaft aktiv sind, gebildet. Ihnen ist es zu verdanken, dass immer wieder neue Anregungen ausgingen, viel Arbeit geleistet wurde, um die zunächst zögerlichen, wenn auch enthusiastischen Schritte, immer weiter zu gehen, bis heute, bis zum 25. Geburtstag, den man zu Recht und mit Stolz feiern darf.“